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Familiengeschichte Weber in Brandau

Vorwort

Mein Großvater, der damalige Bürgermeister meines Heimatortes Brandau i. Odw.

Georg Weber II., trug an seinem goldenen Hochzeitstag am 1. März 1899 eine von ihm für diese Feier verfaßte Familiengeschichte vor, ein Erlebnis, das mir bis heute in frischer Erinnerung blieb und mich immer wieder in stillen Stunden beschäftigte in dem Gedanken und dem Ziele, jene Niederschrift aufzuspüren, die vermutlich in einer der Zweigfamilien aufbewahrt wurde.

Mein Schwiegersohn, dem ich davon erzählte, machte sich meinen Wunsch zu eigen, und seinem tatkräftigen Einsatz gelang der Erfolg. Am 22. September 1964, dem 74. Geburtstag meines Bruders Georg, erhielten wir die ersehnten Unterlagen, die sich in den Familienschriften meines Onkels Georg Weber IV. fanden, des späteren Bürgermeisters.

Ob es das Original oder eine Abschrift ist, läßt sich nicht einwandfrei feststellen. Ich nehme an, daß die Urschrift mein Onkel Peter, der gleichzeitig mein Pate war und als Rektor in Bickenbach a.d. Bergstraße wirkte, an sich genommen hatte, und wir nun leihweise eine von Onkel Georg angefertigte Abschrift als Unterlage benutzen können, der dann auch später eine Geschichte für und über seine engere Familie anfügte. Wie dem auch sei, der genaue Wortlaut liegt vor.

Ich werde nun zunächst die beiden Aufzeichnungen bringen, eingangs die Ausführungen meines Großvaters und dann die angefügte Niederschrift meines Onkels.

Weiterhin nahm ich mir vor, die Geschichte unserer eigenen Familie zu verfassen, deren Glieder, soweit sie noch am Leben sind, als Mitarbeiter angesprochen werden sollen. Es ist selbstverständlich, daß einige Tatsachen in den verschiedenen Arbeiten wiederholt werden müssen.

Michelstadt, am 27. September 1964 (Peter Weber)

Ausführungen von Georg Weber II. an seinem goldenen Hochzeitstag am 1. März 1899.

Geliebte Kinder, Schwiegertöchter, Enkel, Bruder und Schwager!

So seid Ihr denn heute zu uns Euren Eltern resp. Großeltern gekommen und habt uns zu unserem Hochzeitstage beglückwünscht, und unseren Herrgott gebeten, daß er uns auch fernerhin bis an unser Lebensende gnädig sein möge. Wir Eure Eltern danken Euch für Eure Segenswünsche von ganzem Herzen und wünschen, daß Ihr auch fernerhin wie seither eure Familien-zusammengehörigkeit durch freundschaftliches Benehmen und Zuvorkommenheit beweisen möget.

50 Jahre! Es ist dies eine lange Zeit und gewiß ist, daß es nur die unendliche Gnade Gottes ist und war die unser Lebensschifflein zwischen gefährlichen Klippen und hochgehenden Wogen glücklich hindurchgeführt hat. Wir sagen unserem Herrgott hierfür tiefinnigsten Dank und bitten,

Gott wolle auch fernerhin, bis an unser Ende seine Gnade über uns walten lassen.

Es geziemt sich wohl, daß wir am heutigen Tag einen Rückblick über den Familienstand halten, wie derselbe vor unserer Verheiratung in diesem Hause war, und daß wir bei all unserem Glücke fast jedes Jahr bald Freude, bald Leid und Sorgen um Leben und Gesundheit zu ertragen hatten.

Ich fange hier mit dem Jahre 1846 an. Damals bestand die Familie dieses Hauses aus Vater, Mutter, drei Töchtern von 15 – 13 und 7 Jahren, dem Großvater, dem alten Bürgermeister Roß und dessen beiden Schwestern, genannt „Wars“ und „Goth“. 1846 starb der alte Bürgermeister Roß im hohen Alter.

In der letzten Hälfte dieses Jahres fühlte sich auch der Vater Friedrich Roß II krank, er hatte ein Brustleiden und suchte alsbald ärztlichen Rat. Die Krankheit nahm einen ernstlichen Charakter an, zu Herbst wurde die Krankheit bedenklich und verschlimmerte sich immer mehr, sodaß er am 23. Januar 1847 durch den Tod von seinem Leiden erlöst wurde.

Dieser Sterbefall machte aber eine unersetzliche Lücke in die Familie, das Familienhaupt war nicht mehr. Die Familie bestand nun aus 6 weiblichen Personen, es war ein Bauernguth zu bewirtschaften, wozu bei allem Fleiße der Familienglieder, doch fremde männliche Hülfe beschafft werden mußte. Die nunmehrige Witwe, Mutter der 3 Töchter hatte den festen Willen das Anwesen an ihre Kinder zu bringen, und das Guth so lange es ging weiter zu bewirtschaften. Durch die langwierige Krankheit ihres Mannes hatte sich aber die Mutter, welche fast allein die Pflege besorgte, selbst geopfert, und war seitdem leidend, sodaß dieselbe zu Ende 1848 selbst Einleitung zur Verheiratung ihrer ältesten Tochter machte.

Mit Zustimmung meiner Eltern wurde unsere Verheiratung beschlossen, sodaß wir heute vor 50 Jahren Hochzeit hielten. Unsere damalige Hochzeit war dadurch bezeichnend, daß wir eine große Hochzeitsversammlung zusammen brachten. Die Mutter hatte das so gewünscht und zwar als Gelegenheit für die Anhängigkeit, welche die vielen hiesigen Freunde während ihres Witwenstandes bewiesen hatten.

Der Familienstand war nun soweit wieder geordnet und man lebte in guter Hoffnung für die Zukunft. Am 13. Februar 1850 durften wir eine Freude erleben, es wurde unser ältester Sohn Fritz geboren. Bald aber mußten wir einen erschütternden Trauerfall erleben, mein Vater, der derzeitige Bürgermeister Leonhard Weber starb eines plötzlichen Todes in Folge eines Schlaganfalls vor versammelter Gemeinde. Dieser Sterbefall in meinem Elternhause war umso schmerzlicher, da unsere Mutter schon14 Jahre lang kränklich war und meine Brüder noch im jugendlichen Alter standen, die der Leitung und Unterweisung in landwirtschaftlichen Arbeiten noch sehr bedurften, was zur Folge hatte, daß mir die Arbeit und Sorge zum großen Teile zufiel.

Ich muß zurückkommen auf das Jahr 1848, wo die alte Base Katharina Roß verstarb.

1851 am 20. Oktober wurde unser 2. Sohn Georg geboren; es war jetzt schon ein reges Leben im Hause, indessen waren noch die Großmutter und die alte Goth da, die den Kindern warteten.

1852 am 7. August verstarb die alte Goth; sie war nur kurze Zeit krank, sie hatte sogar noch in der Ernte geholfen.

1853 – die Großmutter Anna Katharina Roß, geb. Hartmann war wie schon angegeben zeitweise kränklich, ihr Zustand verschlimmerte sich gegen Ende Februar trotz aller ärztlicher Kunst und sie verstarb am 26. April 1853. Es war dies wieder ein harter Todesfall für die Kinder und für uns junge Leute. Kurz vorher hatten wir auch einen Knecht längere Zeit schwerkrank im Hause.

1854 am 1. Juni wurde unser 3. Sohn Johannes geboren.

1856 am 6. August wurde unser 4. Sohn Leonhard geboren,

im gleichen Jahr wurde mir auch von hoher Regierungsbehörde das Bürgermeisteramt übertragen, es war dies für mich eine verantwortungsvolle Last, die sehr schlecht zu meiner Stellung als Landwirth paßte.

1857 in der Heuernte hatte ich eine gefährliche Lungenentzündung zu bestehen, die mich einige Wochen an das Bett fesselte und arbeitsunfähig machte. Im gleichen Jahr verstarb unser jüngstes Söhngen Leonhard, es wurde 1 Jahr, 1 Monat, 1 Woche und 1 Tag alt (14. Sept. 1858).

1858 am 23. Sept. ist unser 5. Sohn Wilhelm geboren; im gleichen Jahr am 4. März verstarb meine Mutter Elisabetha Katharina geb. Simmermacher im Alter von 55 Jahren.

1861 am 30. Juli ist unser 6. Sohn Leonhard geboren, dieses Kind starb wieder am 11. Februar 1862. 1863 am 15. Dez. ist unser 7. Sohn Karl geboren.

1863 den 22. Sep. starb plötzlich mein Schwager Peter Schmidt dahier an einem unglücklichen Sturz von seinem Stallgebäude. Hier war große Noth, meine Schwester war nun Witwe und hatte 5 Kinder von 1 bis 11 Jahre, ein Guth sollte bewirtschaftet werden. Eine Abhülfe kam ihr zu statten, mein noch lediger Bruder Fritz nahm sich ihrer an und so konnte die Wirtschaft doch leidlich ihren Gang gehen.

1864 wurde unser Sohn Georg konfirmiert, derselbe besuchte nächsten Herbst die Realschule zu Darmstadt und sodann zwei Winter die Ackerbauschule zu Darmstadt.

1867 am 31. Jan. ist unser 8. Sohn Peter geboren.

1869 am 16. März starb unser Bruder Friedrich Weber im Alter von 38 Jahren. Unserer Schwester, der Peter Schmidt Witwe ist dadurch eine vertraute männliche Stütze entgangen, indessen waren aber deren Töchter lauter tüchtige Mädchen herangewachsen, welche der Mutter eine namhafte Stütze waren.

1870 am 22. März wurde uns das 9. Kind, diesmal ein Mädchen geboren, dieses liebe Kind starb am 1. Sep. 1870.

Inzwischen war der Deutsch-Französiche Krieg ausgebrochen und unser Sohn Fritz war militärpflichtig geworden und wurde am 1. Februar 1871 in Dienst einbeordert. Derselbe war 2 Jahre aktiv im Dienst, hatte aber blos einen Pferdetransport nach Frankreich mitzumachen.

1871 war auch unser 2. Sohn militärpflichtig, wurde aber mit Rücksicht auf Fritz nicht einberufen.

1872 am 26. Aug. ist unser Kind Katharina geboren.

1873 am 27. März verheiratete sich unser ältester Sohn Fritz mit Eva Speckhardt, beide sind mit ihren Kindern hier anwesend.

1874 am 1. März feierten wir, ich und Gemahlin unsere silberne Hochzeit, aber in aller Stille, sodaß es fast Niemand gewahr wurde. Es war gerade Sonntag, wir gingen zur Kirche, nach dem Gottesdienst besuchten wir die befreundete Familie Schmidt (Balth. Röder) , wo Lehrer Schmidt anwesend war, wir tranken da einige halbe Weine, nötigten den Lehrer zum mittrinken und zahlten dann die Zeche. Erst beim Weggehen machten wir die Anwesenden von unserem Jubeltage bekannt.

1875 auf 76 war der Winter eine harte Prüfungszeit für einen großen Teil der hiesigen Einwohner und namentlich auch für unsere Familie. Das Elend und die Noth die damals grasierende Typhuskrankheit im Gefolge zu beschreiben führt hier zu weit, wir wollen nur anführen, daß wir damals im Hause 11 Personen waren, außer unserer Mutter und dem Dienstmädchen waren alle an Typhus erkrankt und außer den Schwestern aus dem Diakonissenhaus war unsere Mutter die einzige Pflegerin von 9 Kranken. Es standen 4 Betten  in unserer Kammer, weil der Doktor verboten hatte, weitere Kranke in das Zimmer der schwerkranken Barbara Hartmann, unserem  2. Dienstmädchen zu bringen.

Aber Gott war mit uns, die Genesung ging zwar langsam aber stetig vonstatten und wir alle wurden wieder gesund.

Im gleichen Jahr wurde mir eine Anerkennung von unserem Staatsoberhaupt Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Ludwig III. zu Teil, indem mir das Verdienstkreuz Philipp des Großmüthigen verliehen wurde. Man hat nämlich geglaubt, ich habe viel für die Kranken des Orts getan, indem ich den Ärzten und Schwestern getreulich zur Seite stand und die Anordnungen ausführen half. Ich kann mich über die Sache nicht anders aussprechen als: was ich geleistet habe war nur meine Schuldigkeit.

1879 am 18. Dez. verheiratete sich unser Sohn Georg mit Margarete Bickelhaupt, beide mit Kindern sind hier anwesend.

1880/81 wurde unser Sohn Peter aus der Volksschule entlassen und kam sogleich in die Präparantenanstalt nach Lindenfels, dort war derselbe 2 Jahre, dann absolvierte er das Lehrer-Seminar in Bensheim 3 Jahre.

In der Mitte der 80er Jahre erkrankte im Frühjahr die Mutter meiner Frau, der Arzt wollte zuerst ein Lungenleiden finden, es hat sich aber ergeben, daß es ein Nervenleiden war. Dieses Leiden aber hatte die Frau so geschwächt, daß sie, wenn auch nicht immer bettlägerisch, so doch fast vollständig arbeitsunfähig war. Nachdem der Arzt die Krankheit erkannt hatte, wurden auch die entsprechenden Mittel dagegen angewendet, die Kräfte und mit ihr die Gesundheit kamen nun allmählich wieder.

1885 am 23. Juli verheiratete sich unser Sohn Johannes mit Elisabetha Seeger, die beide sind mit ihren drei Buben anwesend. Diese Hochzeit wurde von einem Brandunglück begleitet, das bei unserem Sohn Fritz ausbrach. Auch bei dem Brandunglück war wider Glück, denn durch kräftiges Eingreifen der freiwilligen Feuerwehr und aller hilfsbereiten Einwohner wurde das Feuer auf seinen Herd beschränkt, es brannte nur das Nebengebäude ab.

1887: In diesem Jahr erkrankte unser ältester Sohn Fritz, auch diese Krankheit stellte sich als Nervenleiden fest. Nach Anhörung und Behandlung durch die Ärzte wurde der Gebrauch einer Badeanstalt empfohlen und zwar Michelstadt, Fritz ging dahin, die Besserung machte auch dort Fortschritte aber nur sehr langsam; eine Unterbrechung der Kur wurde von dem Arzt der Anstalt durchaus widerrathen und so kam es, daß Fritz ein ganzes Jahr fast in dieser Anstalt verbleiben mußte, und dann als hinreichend geheilt entlassen wurde.

Die Begebenheiten in den 1888 – 89 und 90 ten Jahre sind wohl allen von Euch noch im Gedächtnis, ich beschränke mich deshalb in Bezug auf unsere beiderseitigen Geschwister noch mitzutheilen, die beiden Schwestern meiner Frau, Katharina und Maria sind von dem Tod abberufen worden und auch ich hatte 3 Schwestern Katharina Barbara, Eva Maria und Elisabeth, alle 3 sind in dieser Zeit aus dem Leben geschieden, mir blieb blos ein Bruder Leonhard, der hier anwesend ist.

1896 verheiratete sich unser Sohn Karl mit Elisabeth Roth, welche beide mit ihrem Kinde hier anwesend sind. Die letztgenannte Frau von Wilhelm liegt krank im Bett, wir bedauern gewiß diesen Krankenstand, wir leben aber in der Hoffnung, daß die Heilung ohne Anstand vor sich geht.

So sind wir denn bei dem gegenwärtigen Augenblick angekommen und preisen uns glücklich, daß wir alle mit unseren Verhältnissen – wenn auch manches zu wünschen übrig bleibt – zufrieden sein können. Wir bitten Gott, daß er uns zu allem Guten Kraft und Stärke verleihen möge, und sollte er uns auch mit Leid und Trübsal beschweren, so leben wir doch in dem Glauben, daß uns Gott nicht mehr auferlegen wird als wir können ertragen.

Ausführungen von Georg Weber IV (Brandau, 1. Dezember 1929)

Nachverzeichnete Aufzeichnungen möchten für kommende Geschlechter als Familiengut dienen.

Schreiber dieses Georg Weber IV. ist geboren am 20. Okt. 1851 dahier zu Brandau in dem alten Bürgermeisterhaus N. 139 an der Hauptstraße, als 2. Sohn des damaligen Landwirts, und späteren langjährigen Bürgermeisters Georg Weber II. und seiner Ehefrau Margareta geb. Roß.

Mein Vater stammte aus „Scholze“ und hat im Jahr 1849 in mein Elternhaus eingeheiratet.

Wir waren 7 lebende Geschwister, 6 Brüder und 1 Schwester.

Nach Beendigung meiner Schulzeit 1865, kam ich nach Darmstadt in die Realschule. Nach einem halben Jahr ging ich dann in die damals neu errichtete Ackerbauschule und machte 2 Winterkurse mit. Zwischen diesen beiden war ich ½ Jahr auf dem Hohenloher Hof in Rehbach i.Odw. tätig. 1868 kam ich nach Haus und war in der elterlichen Wirtschaft tätig.

Als 1870 der Krieg gegen Frankreich ausbrach war mein ältester Bruder Fritz beim Militär, (Train) er war aber noch nicht ausgebildet und hat blos gegen Schluß des Krieges einen Pferdetransport nach Frankreich mitgemacht.

Im Jahre 1873 verheiratete sich mein ältester Bruder Fritz mit der Eva geborene Speckhardt ins „Borische“.

Ich blieb daheim bis 1879 wo ich mich verheiratete mit der Margareta geb. Bickelhaupt. Schwiegereltern waren Georg Bickelhaupt I. und Ehefrau Anna Maria geb. Speckhardt.

Meine Frau war die einzige Tochter. Wir haben an Grundstücken besessen:

Mein Schwiegervater etwa 17 Morgen Land und ich brachte 10 Morgen als elterliches Vermögen mit. Ebenso hatte Bruder Fritz und dann Bruder Johannes 10 Morgen Land als elterliches Erbe erhalten.

Letzterer Bruder Johannes verheiratete sich mit der Elisabetha geb. Seeger im Jahr 1885.

Das elterliche Gut, das etwa 65 Morgen groß war, wurde dadurch reduziert auf 35 Morgen.

Mein Schwiegervater und ich haben das Gut gemeinsam bewirtschaftet bis1899, wo die Schwiegereltern von der Gutsgemeinschaft zurücktraten. Ich muß noch nachholen, daß ich in das Haus Nr. 66 (Neuhaus) einheiratete, der Herr und Erbauer dieses Hauses bez. der Hofreite war Philipp Speckhardt I., der Stiefvater meiner Schwiegermutter, er hatte auch noch etwa 10 Morgen Eigentum und hatte vordem Wirtschaftsgemeinschaft mit meinem Schwiegervater.

Nach meiner Verheiratung hat er die Hofreite mit Feld verkauft, die Hofreite kauften wir bezw. mein Schwiegervater für 8 000 Mark. Durch den Zukauf war unser Gut allmählich auf 40 Morgen angewachsen.

Im Jahre 1887 habe ich durch Not – schlechte Ernten, armes Vieh pp – eine Niederlage künstlicher Dünger errichtet. Es war damals das Thomasmehl bekannt geworden, der Düngewert dieses Mehles wurde allmählich auch von unseren Bauern erkannt und gewürdigt. Es hat sich bald ein schwunghafter Handel mit diesen Düngemitteln entwickelt; ich hatte alle bekannte Düngemittel auf Lager, bezog jährlich 20-30-40 Waggons. Dies Geschäft neben der Landwirtschaft erforderte viel Zeit und Anstrengung, die Arbeit war oft zu schwer, da ich von Körper auch nicht sehr kräftig war. Doch die gute Wirkung der Düngemittel spornte die Tatkraft an, so daß man alles gern schaffte.

Im Herbst 1901 fand hier die Bürgermeisterwahl statt und ich wurde zum Bürgermeister gewählt für die drei Bürgermeister-Gemeinden: Brandau, Allertshofen und Hoxhohl. Mein Vater war mein Vorgänger und war seit 1856 der hiesige Bürgermeister. Ich hatte nun mit den Bürgermeisterei-Geschäften viel zu tun, konnte mich um die Landwirtschaft weniger kümmern.

Dazu kam, daß unser Sohn Georg Herbst 1902 als Soldat nach Worms kam und bis 1904 dort diente. Wir hatten bis dahin keinen Knecht, mußten nun aber einen einstellen, weil immer auch der Dunghandel noch betrieben wurde.

Außer dem genannten Sohn, der am 29. Mai 1880 geboren war, hatten wir noch eine Tochter Mariechen, die am 6. Juni 1884 das Licht der Welt erblickte.

Meine Schwiegereltern waren beide noch sehr rüstig und diese beiden halfen dazu, daß die Landwirtschaft immer auf voller Höhe blieb und gute Ernten erzielt wurden. Außerdem war auch meine Frau sehr fleißig und tätig an allen Ecken und Enden. Nur durch die Tatkraft aller konnte so neben der Bürgermeisterei auch die Landwirtschaft und der Dunghandel im nötigen Schwung gehalten werden. Auch dadurch, daß alle sich guter Gesundheit erfreuten, ging alles gut von statten, was wir der gnädigen Führung danken.

Im Herbst 1904 kam Georg vom Militär zurück, es wurde nun kein Knecht mehr gehalten, blos eine Dienstmagd.

Im Jahr 1907 heirateten unsere beiden Kinder, Mariechen den Georg Dingeldein (Kaufmanns), Georg im Juli 1907 die Katharina Bickelhaupt.

Meine beiden Brüder Wilhelm und Karl verheirateten sich, Karl 1896 und Wilhelm 1897. Ersterer mit Elisabeth Roth, Tochter von Adam Roth I. (Strumpfwebers), Wilhelm mit Katharina Röder, Tochter von Friedrich Röder, sie übernahmen unser elterliches Gut.

Im Jahre 1900 am 14. März starb die Mutter an Influenza und Lungenentzündung. Sie erreichte ein Alter von 68 Jahren, sie war eine tüchtige treusorgende Mutter, hat in ihrem Leben viel Freud und Leid erlebt, was alles in Demut unter Gottes Führung hingenommen wurde. Der Vater und ich waren damals auch erkrankt und konnten der Mutter nicht ans Grab folgen.

Wie schon gesagt, wurde ich im Herbst 1901 Bürgermeister, die Geschäfte führte aber noch immer der Vater, der geistig noch sehr rüstig war, ich konnte mich so allmählich einlernen. Doch nicht lange dauerte dieser Zustand, denn schon am 30.8.1902 starb unser Vater ganz unerwartet. Er hat sein arbeitsreiches Leben, das er uneigennützig in den Dienst der Allgemeinheit stellte im hohen Alter von 76 Jahren geschlossen.

Hier muß ich noch erwähnen, daß wir im Jahre 1899 am 1. März ein selten schönes Fest feiern konnten. Die Eltern feierten das Fest der „Goldenen Hochzeit“, sie wurden viel beglückwünscht, erhielten viele Geschenke, von der Kirche durch Pfarrer Keil überreicht – Vater war Kirchen-vorsteher – eine Prachtbibel.

Die Landwirtschaft und auch die Industrie kam allmählich zu großer Blüte im deutschen Reich, jeder Stand hatte sein gutes Auskommen. Trotzdem war alle Welt unzufrieden, die bösen Eigenschaften: Neid, Mißgunst, Geiz, Wucher pp kamen auch zu großer Blüte, ebenso nahm der Luxus und Hochmut ständig zu, bis das Maß voll war.

Im Jahr 1914 kam der große Krieg, die Deutschen hatten gegen die halbe Welt zu kämpfen, erfochten viele und große Siege. Trotz aller Siege und trotzdem der Kriegsschauplatz überall in Feindesland war, mußten die Deutschen durch Verrat, Uneinigkeit und Anderes den Feinden den Frieden anbieten. Es kam nach beinahe 4 ½ Jahren zur Übergabe, alles Heeresgut mußte an die Feinde abgeliefert werden, das Heer wurde aufgelöst, das reguläre Militär abgeschafft. In ganz Deutschland wurde die Republick ausgerufen, die Fürsten wurden verjagt, die Herrschaftsgüter eingezogen und der Allgemeinheit zugeführt. Es wurde Gleichheit, Freiheit verkündet, die glorreichen Errungenschaften der Revolution gepriesen, aber was hat dieser Umsturz gebracht? Eine Parteiwirtschaft sondergleichen – Sozialdemokraten, Demokraten, Zentrum pp – haben die Republick gebildet, alle bösen Eigenschaften kamen oben auf: Lug und Trug, Hochmut, Unsittlichkeit pp. Das deutsche Volk ist von Gott abgefallen, da wird es gezüchtigt.

Dieser furchtbarste aller Kriege hat uns schwere Not gebracht, da muß natürlich alles leiden, Gerechte und Ungerechte, selbst 2 Geschlechter nach uns sollen auch noch Tribut zahlen an die Entente (Feindbund).

Deutschland ist arm und wehrlos geworden, hat den Krieg verloren, wir müssen zahlen bis zum Weisbluten. Und doch, wenn nur unser Volk einig wäre, moralisch auf der Höhe, dann kämen wir schon mit eisernem Willen und Fleiß auch über diese Zeit leichter hinaus. Die Sorgen und Aufregungen während der Inflationszeit will ich noch erwähnen, die Mark hatte keinen Wert mehr, im Ausland galt sie nur noch einen Bruchteil eines Pfennigs, man mußte immer mit vielstelligen Zahlen rechnen, die Millionen-, Milliarden- und Billionenscheine flogen nur so umher. Die einstigen Sparer sind um ihre Einlagen gekommen, einerlei ob sie ihr Geld in Staatspapieren oder auf der Kasse angelegt hatten. Auch ich habe 10.000 Mark in Kriegsanleihe und auch noch einiges auf hiesiger Kasse verloren.

Nun will ich aber nach dieser Abschweifung wieder auf die Familiengeschichte zurückkommen. Zwei meiner Geschwister habe ich noch zu erwähnen. Mein jüngster Bruder Peter war als Lehrer ausgebildet, nach dem er eine Schulstelle in Lichtenberg und eine in Queck in Oberhessen vorübergehend verwaltet hatte, wurde er in Bickenbach angestellt. Hier verheiratete er sich 1902 mit der Anna Merkel, Tochter des Lehrers Merkel in Bickenbach.

Schwester Katharina war immer zu Haus, verheiratete sich 1905 mit dem damaligen Bürgermeister Schmidt von Neunkirchen als 2. Frau. Letzterer starb im Jahre 1924, und unsere Schwester bewohnt seitdem, das Haus –Villa – das sie sich in Neunkirchen erbaut haben, allein.

Kinder sind nicht vorhanden.

Ich komme nun zurück auf ein Brandunglück, das uns betroffen hat am 14. Juli 1908. An diesem Tage, nachmittags 2 Uhr zog ein Gewitter von Richtung Gadernheim kommend über unser Dorf. Ein Blitzstrahl traf unsere Hofreite und zündete. Im Nu stand die Hofreite in Flammen und brannte bis auf das Wohnhaus und das Backhaus ab. Das Vieh konnte noch gerettet werden. Die freiwillige Feuerwehr, Nachbarn und das ganze Dorf haben uns große Dienste geleistet bei dem Brande und bei den Aufräumungsarbeiten, was wir heute noch dankbar anerkennen müssen. Es war eine furchtbare Aufregung für uns, so kurz vor der Ernte die Hofreite abgebrannt. Die jungen Leute – Georg und Frau – hatten das Gut Herbst 1907 übernommen und nun gleich der Brand. Der Aufbau wurde alsbald wieder begonnen; die Hofreite wurde bedeutend erweitert. Hier half namentlich auch der Bauleiter, Bauschätzer und Zimmermann Böhm von Groß-Bieberau, der auch den Plan entwarf und die Arbeiten beaufsichtigte. Herbst 1908 war die Stallung soweit fertig, daß das Vieh wieder eingestellt werden konnte, das bei Nachbarn und guten Freunden untergebracht war, die auch das Futter stellten. So ging auch diese Heimsuchung glücklich und ohne Unfall vorüber, was wir unserem Herrgott danken.

Zurückgreifend muß ich noch verschiedene Sterbefälle erwähnen, die in der Familie und nächsten Verwandtschaft vorgefallen sind.

Der im Haus wohnende alte Großvater – Erbauer der Hofreite Philipp Speckhardt I. – starb am 12.8.1890.

Am 3. September 1904 starb mein ältester Bruder Fritz, er war schon jahrelang leidend im Alter von 54 Jahren. Seine Kinder, 5 Buben und 1 Mädchen waren erwachsen und so konnte die Bewirtschaftung des Gutes weitergeführt werden, 3 seiner Söhne waren oder wurden als Lehrer ausgebildet.

Am 15.9.1907 starb Bruder Wilhelm, der im elterlichen Haus war auch an schwerem Nervenleiden. Er hinterließ die Witwe mit 2 unerzogenen Kindern, 1 Mädchen von 8 und ein Bub von 7 Jahren. Hier waren die Verhältnisse schwieriger als bei Bruder Fritz. Der Mann fehlte, die Kinder waren klein, die Schwägerin war aber tüchtig; mit Hilfe eines zuverlässigen Knechtes und  einer Dienstmagd hat sie die Wirtschaft weiter geführt. Heute sind beide Geschwister verheiratet, der Sohn Wilhelm im Haus und die Tochter Kätchen in Raidelbach.

Im Jahre 1910 am 13. Oktober starb unser Großvater – mein Schwiegervater Georg Bickelhaupt I. – im hohen Alter von 78 Jahren. Eine große Arbeitskraft ging mit ihm fort, er war unermüdlich tätig bis in seine letzten Lebensjahre.

Auch freudige Ereignisse durften wir erleben: unser Sohn Georg hat 3 und unsere Tochter Mariechen 2 Kinder, so haben wir 5 Enkel. Die älteste Tochter unseres Sohnes Georg, Gretchen hat sich am 17.11. 1928 verheiratet mit Jakob Haumann, Sohn des jetzigen Bürgermeisters, sie haben bis jetzt ein Mädchen, also haben wir alten Leute auch einen Urenkel.

Noch einen Sterbefall muß ich erwähnen, am 18.Oktober 1919 starb meine Schwägerin Eva Weber geb. Speckhardt, die Witwe meines ältesten Bruders Fritz. Sie war auch eine sehr tüchtige, fleißige Frau, eine heimtückische Krankheit hat sie auch dahingerafft.

Durch die angestrengte körperliche und geistige Arbeit namentlich während des Krieges war auch meine Gesundheit sehr geschwächt. Im Jahr 1916 fühlte ich mich immer elender, ich konnte nicht schlafen und nicht essen. Der zugezogene Arzt stellte schleichende Rippenfell-entzündung fest. Er verordnete eine Schwitzkur; in einigen Tagen habe ich zirka 30 Hemden gewechselt! Das ging dann nicht mehr. Durch Operation im Rücken hat dann der Arzt noch einige Schoppen Wasser entfernt. Die Bürgermeistergeschäfte führte damals ein viertel Jahr Beigeordneter Haumann. Die Krankheit heilte dann allmählich wieder ab; doch ich war geschwächt. Ich hatte mit den Neven zu tun, der Schlaf war schlecht. Der Krieg und die Aufregungen hatten mich herunter gebracht. Es kam hinzu schlimme Erfahrungen, die ich bei der Viehabnahme, Milchstreik von vorgesetzter Behörde gemacht hatte, sodaß ich als Bürgermeister abdankte, ebenso für alle übrigen Ämter. Am 1. April 1919 wurden die Geschäfte

Dem neu gewählten Bürgermeister Haumann übertragen.

Allmählich erholte ich mich wieder besser, doch jung wird man nicht mehr. Die Gebrechen des Alters machen sich mehr und mehr fühlbar, man arbeitet so in der Landwirtschaft, was man noch vertragen kann. Das Leben geht nun leichter insofern man keine Verantwortung mehr für die Allgemeinheit hat. Ich halte mich gerne im Freien auf, der Beruf, die Landwirtschaft interessiert mich heute noch sehr, doch muß ich sehr vorsichtig sein wegen dem bösen Husten. Die Mutter ist in Küche und Haus noch den ganzen Tag tätig.

Schließlich kam noch ein Sterbefall vor. Am 8. April 1928 starb unsere Großmutter A. Maria Bickelhaupt geb. Speckhardt in sehr hohen alter von 93 Jahren und 8 Monaten, sie war in den letzten Jahren geistig sehr zurückgegangen und war der Tod für sie eine Erlösung.

Gleich nach diesem Sterbefall wurde meine Frau krank, sie hatte geschwollene Beine, keinen Schlaf, keinen Appetit, bei der Pflege ihrer Mutter hatte sie das davongetragen. Es wurden verschiedene Mittel angewendet, auch Dr. Ganß zugezogen, doch es wollte nicht besser werden. Schließlich wurde es besser durch ein Naturheilmittel, natürlich die wehen Füße pp. muß sie mit in Kauf nehmen. Sonst ist sie wieder in Ordnung, sodaß sie im Haus und in der Küche noch den ganzen Tag tätig ist.

So sind wir nun bei der Jetztzeit angekommen, Freud und Leid haben auch unser Leben gekreuzt, wir wollen alles in Demut und Dankbarkeit für die gnädige Führung hinnehmen.

Fortgesetzt am 18. Dez. 1930

Heute vor einem Jahr am 18.12.1929 feierten wir, meine Frau und ich das „goldene Ehejubiläum“. Auch wir durften das seltene Fest durch Gottes Güte und Gnade erleben und in ganz guter Gesundheit begehen. Obgleich wir beabsichtigten die Feier nur in aller Stille, im Beisein der allernächsten Verwandten zu feiern, gewann die immer mehr an Bedeutung.

Es wurde bekannt, sodaß selbst der Reichspräsident, das Ministerium, das Landeskirchenamt darum wußten. Von all diesen Behörden wurden uns Glückwunschschreiben resp. Sinnsprüche und Andenken überreicht.

Die Feier selbst verlief in einfacher würdiger Weise. Herr Pfarrer Schmidt, Neunkirchen kam in unsere Wohnung, hielt eine tiefsinnige, zu Herzen gehende Ansprache, überreichte dann vom Landeskirchenamt ein schönes Gesangbuch mit Widmung nebst einem schönen Spruch; vom Kirchenvorstand eine schöne Bilderbibel von Rudolf Schäfer mit Widmung. – Ich bin nämlich seit 1904 Kirchenvorstandsmitglied der evang. Kirche zu Neunkirchen, deshalb wurde uns diese besondere Ehre zuteil. – Dies alles hat uns sehr gefreut und sind wir herzlich dankbar.

Viele Geschenke, Briefe Karten namentlich Blumen von Verwandten und Freunden aus dem Ort wurden uns überreicht, auch dafür vielen Dank.

Folgende Personen haben an der Feier teilgenommen: Außer Pfarrer Schmidt: Bruder Johannes und Frau, Bruder Karl und Frau, Bruder Peter-Bickenbach, Schwester Katharina-Neunkirchen, der älteste Sohn meines verstorbenen Bruders Fritz: der Lehrer Fritz Weber nebst Frau-Darmstadt, unsere Tochter Mariechen Dingeldein mit Mann und 2 Kindern, Georg und Anna und deren Großmutter Elisabeth Dingeldein.

Dann aus dem Haus: unser Sohn Georg nebst Frau und 2 Kindern, Georg und Elisabeth, die älteste Tochter von Georg, Gretchen nebst Mann und Tochter Margarete, unsere Urenkelin.

Dann Margarete Bickelhaupt, die Mutter unserer jungen Frau. Am Abend war die Stube angefüllt mit Gästen, die uns beglückwünschten und so haben wir einen recht schönen anregenden Abend verlebt. Die Feier bekam eine besondere Weihe als Bruder Peter die Gedenkschrift unseres Vaters, die dieser an ihrem goldenen Ehejubiläum am 1. März 1899 verlas, auch hier zum Vortrag brachte, ebenso meine familiengeschichtlichen Aufzeichnungen, die ich zu Papier brachte.

Von Naturereignissen haben wir im laufenden Jahr allerhand erlebt: Vom 8. Auf den 9. Okt. Hatten wir Hochwasser, wie es seit Menschengedenken nicht war. Ein wolkenbruchartiger Regen ergoß sich die Nacht, überflutete die Wasserläufe, drang in Keller und Stallungen, sodaß in verschiedenen Ställen das Vieh herausgeschafft werden mußte. Die hiesigen Einwohner waren größtenteils die ganze Nacht in den Kleidern, verschiedenemal wurde die Feuerwehr allarmiert.

Gottlob ging alles ohne Verlust an Menschen oder Vieh vorüber, Schaden ist namentlich entstanden an den Kartoffeln die im Wasser waren, die faulen jetzt.

Das 2. Mal, vom 22. auf 23. November in der Nacht war ein fürchterlicher Sturm – Organ -

der großen Schaden tat. Dächer wurden abgedeckt, Bäume fielen in Massen wie Streichhölzer um. Es wird geschätzt, daß ca. 65 Obstbäume in der Gemarkung liegen. Im Gemeindewald sollen ca. 600 Fm. Holz, namentlich Fichten, dem Sturm zum Opfer gefallen sein. Wäre der Sturm am Tage gewesen, dann wären sicher Unglücksfälle vorgekommen, so entstanden nur materielle Verluste, wofür wir Gott danken müsse.

Folgende Sterbefälle ereigneten sich in diesem Jahre. Am 8. März 1930 starb mein Bruder Johannes im Alter von 75 Jahren; am 60. Juli darauf starb Elisabetha Dingeldein, die Mutter unsere Schwiegersohnes. Beide waren bei der goldenen Hochzeit unsere Gäste und wohlauf.

Ergänzung von Georg Weber VI.

Wegen Vaters hohem Alter, schreibe ich als Ältester und komme zur ganz seltenen Feier der diamantenen Hochzeit meiner Eltern am 18. Dez. 1939. Sie begann mit einem Choral: Großer Gott wir loben Dich.

Es waren zugegen wir im Haus mit 8 Personen, meine Schwester und Ehemann Georg Dingeldein, meine Tochter mit Ehemann Jakob Haumann und 2 Kinder, Vaters Bruder Karl und Frau, Schlossers Tante, Onkel Peter von Darmstadt, Fritz Weber und Frau von Traisa, Vaters Borische Petter, die beiden Schwestern meiner Frau und Männer Wilhelm Weber II. und Peter Balß, Pfarrer Schäfer und Frau von Neunkirchen, letztere überreichte Ehrungen vom Landes-kirchenamt Darmstadt und ein Buch von ihm gestiftet „Um den Abend“. Darinnen lesen sie gerne. Und Ortsgruppenleiter Niklas überreichte Ehrungen der Landesregierung und vom  Landratsamt Darmstadt.

Die Feier war für uns alle rührend, da auch vom Onkel Peter die Denkschrift meines Vaters und Großvaters verlesen wurde und der uns jetzt aufgezwungene Krieg, so erlebten meine Eltern 1866, 1870/71, den Weltkrieg 1914/18 und der jetzt im Brand vom September 1939, wo sie heute noch von den Vorgängen erzählen. Sie sind kurz gesagt ihrem Alter wegen gesund und munter, darum wir Gott danken.

Mein Vater schilderte in seiner Schrift meine Familie, ich will noch hinzufügen: Sohn Georg der im April 1910 geboren ist, verheiratete sich im Julie 1937 mit Maria Weidmann von Winterkasten, von einer echten Bauernfamilie, es ist ihnen ein Mädchen geboren mit dem Namen Greta, das jetzt 3 Jahre alt ist, das macht Alt und Jung große Freude. Unsere jüngste Tochter Elisabeth ist geboren im März 1922, diese ist im Haus und in der Landwirtschaft tätig, auch den Alten ist sie behilflich.

Bemerkung:

Diese Abschrift erfolgte im Oktober 2017 von Werner Bickelhaupt